Anästhesietechniken
Lokalanästhesie
Zu den lokalanästhetischen Verfahren gehören:
- Topische Anästhesie (EMLA®-Applikation):
EMLA ist ein eutektisches Gemisch aus Lidocain und Prilocain im Verhältnis 1 zu 1.
Es ist als Creme und als sog. Patch (Okklusivpflaster) erhältlich und eignet sich zur Betäubung kleinerer Haut- und Schleimhautareale. Die Applikation sollte mindestens 30 Minuten vor dem Eingriff erfolgen, bei der Anwendung von Creme möglichst unter Okklusion (Plastikfolienverband).
- Kryo-Anästhesie:
Meistens wird ein Chlorethyl-Spray eingesetzt, das eine kurzzeitige Betäubung durch die Vereisung auslöst. Es eignet sich vor allem bei lokalen Infektionen (Abszess-Spaltung), da hier die Infiltrations-Anästhesie durch das saure Milieu und nachfolgende schnelle Inaktivierung der Lokalanästhetika häufig nicht ausreichend wirksam ist.
- Infiltrations-Anästhesie:
Eine Vielzahl von Lokalanästhetika finden heute Verwendung für eine lokale Betäubung (Ester-Typ: z.B. Procain [Novocain®] oder Tetracain [Pantocain®], Amid-Typ: z.B. Lidocain [Xylocain®], Prilocain [Xylonest®] oder Mepivacain [Scandicain®, Maeverin®] mit und ohne Adrenalin-Zusatz).
Typischerweise wird unmittelbar im zu operierenden Areal injiziert und bei Zurückziehen der Nadel infiltriert. Mehrfache Einstiche sollten vermieden werden oder aber in den bereits betäubten Bereich erfolgen.
Tumeszenz-Anästhesie
Prinzip: Bei der Tumeszenz-Anästhesie werden größere Mengen eines stark mit isotonischer Kochsalzlösung verdünnten Lokalanästhetikums mit Adrenalinzusatz in die Haut und Subkutis injiziert (eine typische Tumeszenzlösung beinhaltet pro Liter 1000ml NaCl 0,9%, 1000mg Lidocain, 1000µg Adrenalin, 12,5mmol Natriumbicarbonat [als Puffer]). Dies führt zum Anschwellen des Gewebes (tumescere = anschwellen), Separation einzelner Hautschichten, hervorragender Analgesie eines großen Operationsgebietes (ohne Überschreitung der zulässigen Höchstmenge des Lokalanästhetikums), sowie verminderter Blutungsneigung durch Vasokonstriktion (durch den Adrenalinzusatz).
Anwendung: Haupteinsatzgebiet der Tumeszenzanästhesie sind die Phlebochirurgie, Liposuktion sowie größere Exzsionen.
Regionalanästhesie (Leitungs-Anästhesie)
Prinzip: Der Stamm eines Nervs durch Umspritzung mit Lokalanästhetika betäubt (Leitungsblockade). Als Nebeneffekt können vegetative Fasern vorübergehend deaktiviert werden (Sympathikolyse), was zu Vasodilatation und verstärkter Blutung führt.
Anwendung: Die Regionalanästhesie wird angewendet, um die gezielte Ausschaltung bestimmter Nerven bzw. Nervenäste und eine Anästhesie im Versorgungsgebiet dieser Nerven zu erreichen. Sie eignet sich besonders bei Operationen in akralen Bereichen (Finger, Zehen, Nägel, Penis, Ohr, Lippe, etc.).